Geschichte des Meerrettichs
Die Pflanze selbst war wohl schon in der Antike bekannt. Auf einem alten Wandgemälde aus Pompeji ist eine Meerrettichpflanze zu erkennen. Auch der Schriftsteller und Politiker Cato befasste sich in seinen Schriften mit dieser Pflanze.
Dem Orakel von Delphi wird folgender Spruch zugeschrieben: "Radieschen ist mit Blei aufzuwiegen, Rettich mit Silber, doch der Meerrettich ist sein Gewicht in Gold wert".
Die Heimat vermutet man im Wolga-Don-Gebiet im Süden Russlands.
Hildegard von Bingen empfängt
die göttliche Inspiration
Seit dem 12. Jahrhundert ist die Verbreitung in Mitteleuropa belegt. Meerrettich kommt wildwachsend vor. Hildegard von Bingen erwähnt den Meerrettich in ihren botanischen Schriften als Heil- und Gewürzpflanze. Der Engländer John Gerard berichtet in seinem Buch "The Herball, or Generall Historie of Plantes" von 1597, dass sich "der gestampfte und mit etwas Essig verrührte Meerrettich bei den Deutschen für Saucen zu Fischgerichten und bei Speisen, die wir mit Senf essen", sehr beliebt sind.
Als scharfe Gewürze noch wenig erhältlich und dementsprechend kostbar waren, waren Meerrettich und Senf die einzigen Scharfmacher der europäischen Küche.
Beliebt war der Meerrettich auch bei Seefahreren, denn der hohe Vitamingehalt bot hervorragenden Schutz vor Skorbut, einer Mangelerkrankung.
Das nahegelegene Baiersdorf in Mittelfranken ist seit 1447 ein Zentrum des Meerrettichs. Vermutlich wurden bereits um 1430 die ersten Meerrettichkulturen angelegt. Der Nürnberger Markgraf Johann der Alchimist empfahl ihn damals noch zu medizinischen Zwecken. Er soll angeblich die Wurzel "aus einem fernen Land" eingeführt haben. Vermutet wird Südosteuropa. In den Steppen Russlands und der Ukraine wächst heute noch eine Wildform der Pflanze.
Meerrettichstangen wurden aus Baiersdorf bereits im 19. Jhd. in Holzfässern exportiert. Heute reicht die einheimische Produktion nicht aus, z.B. hat die Firma Koch schon Anbauflächen in Ungarn begründet. Mittlerweile wandern über 90% des Meerrettichs in die industrielle Verarbeitung.
Weitere Kulturen gibt es im badischen Urloffen, im Spreewald, im Elsass und in Österreich.